"Leben und Lachen.
Gehen und Suchen.
Zweifeln und Weinen.
Den Tod als Gefährten.
Leben und Hoffen!"
Schwarzer Vogel
Bist du wieder da?
Kommst wissend aus der Ferne,
bist hier und nirgendwo.
Nicht fern und auch nicht nah,
und sitzt doch immer wieder da.
Wenn trübe Schleier zieh‘n durch meine Lande,
kannst ferne du nicht sein.
Und blick ich suchend auf zu dir,
so find ich dich mit wachem Blick
wohl wissend über Freud und Missgeschick.
Wie aus einer andern Welt fliegst du daher
mit deinen leisen Schwingen, hier und jetzt.
So auch im Dunkel lang vergessner Kindertage,
ebenso im Morgenlichte ungeborner Zeiten
ist es dir bestimmt, mich ständig zu begleiten.
Im hellen Lichterglanze des Erfolgs,
würd ich dich dann überhaupt gewahren,
sitzt abseits du, ganz still und leise.
Sagst mit deinen klugen, schwarzen Augen:
Im Schatten bleiben – deine alten Fragen.
Und eile ich durch meine Welten,
Hast und Sehnsucht in den Schritten,
fliegst du nah bei mir mit sanften Schwingen.
Und rufest leise: Lass ab und höre mich!
Wozu der Sturm und Drang? Besinne dich!
So ziehen wir wie zwei Gestirne
um die eine selbe Sonne.
Auf alle Ewigkeit, so scheint’s.
Und doch kommt einmal aller Tage Ende,
so auch für dich und mich die Wende.
Wohl weiss auch ich um deines Seins,
mein grosser, schwarzer Vogel.
Und hab ich dich noch nicht verstanden,
den dunklen Blick, dein krächzend Brummen,
so bist du doch schon näher mir gekommen.
Und weichst du nicht von meiner Seite,
scheint es gar, gehörten wir zusammen?
So wie das Licht zu seinem Schatten.
Nun denn, ich öffne meiner Seele Pforten,
tritt ein mein Freund! Ich lausche deinen Worten.
M. Treina, Dezember 2002